Dienstag, 29.07.2008

7:00 MESZ

Wir starten unsere Reise direkt mit dem schwierigsten Teil, nämlich der Bahnfahrt von Köln nach Düsseldorf. Schlauerweise setzt die Deutsche Bahn auf dieser Strecke nur selten verkehrende ICE und häufig verkehrende RegionalExpresse mit Doppelstockwagen ein. Da man ebenfalls schlauerweise auch die Gepäckwagen schon vor Jahren abgeschafft hat, ist es nun eine kleine Tetris-Übung, Koffer und Gepäcktaschen in diesem Zug zu transportieren, insbesondere im morgentlichen Berufsverkehr. Irgendwie schaffen wir es dann aber doch noch.

Wir erreichen also Düsseldorf Flughafen, wo interessanterweise auch der SkyTrain funktioniert, was ja bekanntlich ein seltenes Ereignis ist. Der Mann am Check-In-Schalter ist sichtlich erstaunt über meine Teleskop-Kiste, die aber als Sperrgepäck dennoch angenommen wird. Er meint, die sei aber auch sehr gut gebastelt.


10:15 MESZ

Planmäßig fliegt unser Flugzeug (Airbus A320) Richtung Moskau-Domededovo ab.


14:00 MSK

Ankunft in Moskau. Leider wurden auf dem Flughafen keine Einreisekarten verteilt, so dass diese erst im Terminal ausgefüllt werden können. Diese hat man offensichtlich in der Briefmarkendruckerei hergestellt, jedenfalls sind sie ähnlich groß bedruckt. Irgendwie schaffen wir es dann aber doch, diese zweifach auszufüllen. Angeblich stehen wir dann in der falschen Schlange, was ich bis jetzt aber immer noch nicht glaube. Jedenfalls kommen wir in der richtigen ordnungsgemäß durch die Einreisekontrolle. Auch unsere Gepäckstücke sind schnell vom Band geholt.


14:40 MSK

Wir geben unsere Sachen für umgerechnet 15 € in der Gepäckaufbewahrung ab und begeben uns zum Mittagessen ins „Ёлки палки“, wo man übrigens sogar noch die Sahne für den Borschtsch extra bezahlen muss. Hier bestelle ich auch direkt zum ersten Mal mein Essen auf Russisch, dass ich bisher noch nie „in the wild“ ausprobieren konnte. Danach gammeln wir für die nächsten Stunden auf dem Flughafen rum


19:45 MSK

Wir checken für den Flug nach Novosibirsk ein, der von Transaero durchgeführt wird. Die Dame am Schalter will erst Übergepäck kassieren, weil mein Koffer 2,5 kg zu viel wiegt. Da der meines Vaters aber noch 8 kg Reserve hat, lässt sie sogar davon ab. Die Sicherheitskontrolle ist noch schärfer als in Deutschland, man muss sich hier sogar in einer Art Telefonzelle auf Sprengstoff untersuchen lassen


21:45 MSK

Abflug Richtung mittels einer Boeing 767-200. Direkt beim Einsteigen fällt mir auf, dass über dem Ausgang nicht Выход steht sondern vielmehr „salida“, was wohl ein eher hispanisches Russisch ist. Offensichtlich hat man die Maschine in der hintersten Ecke von Südamerika gekauft. Naja, runter kommen wir so oder so. An Bord gibt es dann noch Frühstück oder Abendessen, je nachdem, wie man es sehen will.


Mittwoch, 30.07.2008

6:00 NST (ab jetzt alle Angaben in Novosibirker Sommerzeit=UTC+7)

Wir kommen am Flughafen Novosibirsk Tolmatschevo an. Ab hier helfen dann Englischkenntnisse endgültig nicht mehr weiter. (An dieser Stelle noch mal Dank an Frau Magin, die sich soviel Mühe mit mir gemacht hat). Es dauert eine Ewigkeit bis das Gepäckband anläuft. Da es sich nur um eine reines Inlandsterminal handelt, kann man technisch gesehen auch von der Landseite wieder zum Gepäckband zurück, daher wird hier nochmals einzeln geprüft, ob jeder wirklich den Baggage Tag zu seinem Gepäckstück hat. Übrigens hat es sich in Russland eingebürgert, sein gesamtes Gepäck in Stretchfolie einwickeln zu lassen, so dass eigentlich alle Gepäckstücke wie ein Plastikknäuel aussehen. Der Sinn dahinter hat sich übrigens noch nicht erschlossen.

Wir nehmen so dann eines der zahlreichen offiziellen Taxis, da die anderen Herrschaften doch durchaus dubios anmuten. Dann darf ich auch noch Small-Talk auf halten. Irgendwie sammelt der Herr wohl Geldscheine aus aller Herrn Länder, und einen Euro-Schein hat er bisher noch nicht, dafür aber Dollars und Yuan. Jetzt hat er auch einen 5€-Schein und ist überglücklich. Zu unserer Verwunderung biegt er in einen Garagenhof ein – siehe da – es ist tatsächlich unser Hotel darin gelegen. Man führt uns in die dritte Etage. Die Etagendame findet unsere Namen auch sofort in die Liste, fotokopiert unsere Pässe und hat sogar für 100 Rubel (ca. 3 €) einen Stadtplan mit Beobachtungspunkten und näherer Beschreibung der Sonnenfinsternis. Dort wird auch angekündigt, dass mehrere öffentliche Teleskope von der örtlichen Teleskopfirma aufgestellt werden würden.


9:30

Jetzt gibt es sogar noch ein richtiges Frühstück


14:00

Wir machen uns jetzt wieder auf die Socken und erkunden etwas die Novosibirsker Innenstadt. Netterweise kostet der Trolleybus nur 9 Rubel pro Person und ist somit noch erschwinglich. In der Innenstadt angekommen erwartet uns zunächst ein Denkmal von W.I. Lenin, dahinter das Opernhaus der Stadt. Wie ich übrigens erst nachher erfahren habe, hatte man dorthin im 2. Weltkrieg die wichtigsten Werke der Tretjakoff-Galerie gebracht, was diese vor deutschen Bombenangriffen schützte. Wir halten den Leninplatz durchaus für einen möglichen Beobachtungsort, da die Sonne hier zur fraglichen Zeit noch weit über den Gebäuden stehen müsste. Anschließend begeben wir uns zum mittlerweile nach Zentralasien vorgedrungenen KFC. Es ist Auslegungssache, ob dies unsere dritte oder zweite Tagesmahlzeit ist.


18:00

Wir haben mittlerweile den Kühlschrank im Hotel mit Baltika und Pepsi-Cola gefüllt, auch Mineralwasser (Akwa Minerale…) ist dabei. Als ich die Frage nach einer Plastiktüte zutreffend beantwortet hatte, habe ich das erste mal das Gefühl gehabt, nicht sofort als Ausländer aufgefallen zu sein.


21:00

Wir beschließen den Tag mit zwei ordentlichen halben Maß, die zum Essen im „People’s“ (in lateinischen Buchstaben…) gereicht werden.


Donnerstag, 31.07.2008

Der erste Tag unserer Reise, der nur in einer Zeitzone stattfindet.

Wir besuchen das Museum der transibirischen Eisenbahn, das sehr modern, aufgeräumt und lehrreich ist. Wieder hat man aber ohne Russischkenntnisse oder russifizierten Sohn weniger Spaß daran, aber die Exponate sind auch sehenswert. Zudem ist es kostenlos. Das Museum beherbergt auch eine ewige Flamme für die Gefallenen des großen vaterländischen Krieges, die elektrisch betrieben wird.

Kommunismus - das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes", so Lenin auf dem VIII. Gesamtrussischen Sowjetkongreß (1920)

Anschließend besichtigen wir den Novosibirsker Hauptbahnhof, quasi die Quelle der ganzen Stadt, die es ohne die Eisenbahn nicht gäbe. Von hier aus erreicht man direkt ohne Umsteigen Moskau und Peking, mit Umsteigen kann man eigentlich von Lissabon nach Pjöngjang durchfahren, wenn man möchte.

Das Wetter macht uns leider etwas sorgen, denn es wölkt sich immer wieder zu. Da wir aber ohnehin nicht mehr viel zu tun haben, organisieren wir Postkarten in einem größeren Hotel, das von US-Amerikanern überquillt. Postkarten zu finden ist in Novosibirsk ein eher schwierigeres Unterfangen, allerdings hätte es auch welche in der akademischen Buchhandlung gegeben, nur für den Fall, das noch jemand welche braucht. Die Auswahl ist trotzdem dürftig gewesen, aber naja.

Abends gönnen wir uns Fleisch direkt in der Außengastronomie direkt vom Grill. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass es auch bei zweisprachiger Bedienung einfacher ist, auf Russisch zu bestellen, da es Leute gibt, die noch schlechter Englisch sprechen als ich Russisch.


Freitag, 01.08.2008

9:00

Le jour de gloire est arrivé! Leider ist es draußen schon wieder wolkig, und es sieht auch nicht nach viel Besserung aus.


12:00

Wir begeben uns aufs Postamt an der Ecke, um Briefmarken zu 19 Rubel zu kaufen, den soviel soll eine Postkarte nach Deutschland kosten. Die Postangestellte meint, es koste 20 Rubel, aber sie habe keine Briefmarken für 20 Rubel da. Dann verschwindet sie. Nach langer Zeit kommt sie wieder und ist nun auf die glorreiche Idee gekommen, mir doppelt so viele zu je 10 Rubeln zu verkaufen. Heureka! Ob die Karten aber jemals ankommen, darauf bin ich noch gespannt.


13:00

In der Kathedrale wollen wir beim hl. Petrus eine Kerze aufstellen. Zwar finden wir auch schnell seine Ikone (meine neu entdeckten Kenntnisse in Neukirchenslawisch helfen mir dabei), aber da sein Kerzenständer poliert wird, stellen wir in der Nebenkapelle eine beim Tagesheiligen auf.


13:20

Wir trinken noch einen Becher Kwas, wobei noch eine Wespe aus dem Becher entfernt werden muss. Da die Zeit drängt, kehren wir noch beim KFC ein und begeben uns zum Hotel zurück. Beim Aussteigen aus dem Trolleybus überlegen wir uns, dass an der dortigen Haltestelle auch ein guter Beobachtungspunkt wäre, was den Vorteil hätte, nicht mit der ganzen Ausrüstung durch die Stadt fahren zu müssen.


14:00

Wir packen nach der in der Türkei 2006 erfundenen Methode alles um, indem wir die Reisetasche meines Vaters entleeren und dort alles, bis auf den Tubus sammeln. Dieser bleibt in seiner Schutzkiste.


16:20

Abmarsch Richtung Beobachtungsplatz. Dummerweise habe ich die Okulare noch im Rucksack, ich hole diese noch schnell.


16:40

Erster Kontakt. Wie üblich ist visuell wenig zu erkennen. Dann beginnen die ersten Versuche, die Sonne zu finden. Da natürlich ein Filter auf dem Teleskop montiert ist (die gesamte Ausrüstung hatte sich schon vor zwei Jahren bewährt), sieht man durch das Teleskop nur Dunkel, und es bedarf einiger Rührerei, bis man die Sonne im Feld hat. Zwischendurch immer mal wieder ein Kontrollblick durch die Sonnenfilter-Scheibe, wie weit es denn schon ist. Aber auf einmal habe ich die Sonne genau im Bild.

Mittlerweile finden sich natürlich die ersten Schaulustigen ein, die alle mal durchkucken möchten. Über die Zeit werden es ca. 50 Leute werden, die sich vor dem Sportgeschäft versammeln. Außerdem werden noch SoFi-Brillen ausgeliehen. Leider verwenden auch hier Leute wieder m. E. untaugliches Material wie alte Disketten, unbelichtete Filme und CDs, obwohl Brillen auch zu billigen Preisen überall in der Stadt angeboten werden, sogar von Verteilern, die vom russischen Augenarztverband losgeschickt worden sind.


17:40

Die Sonne ist jetzt nur noch als Mini-Sichel zu sehen. Ich nenne sie dann immer gerne „den abgeschnittenen Fingernagel“. 3..2..1. Jetzt! Die Erde ist mit einem Schlag dunkel. Links von der Sonne stehen Merkur und Venus. Die Korona ist diesmal nicht so ausgeprägt zu sehen wie 2006, aber diesmal kann ich den Filter gut vom Teleskop nehmen, dadurch kann man sie ausgezeichnet sehen. Auch die Miliz bedankt sich für einen Blick durch das Teleskop


17:43

Ende Totalität. Schnell den Filter wieder aufgesetzt (direkt beim Perlschnurlicht!). Binnen Sekunden kehrt die Erde wieder zu einer annähernd normalen Helligkeit zurück.

Während der gesamten Finsternis hat nur ganz kurze eine Wolke die Sonne gekreuzt, offensichtlich scheint die Kerze beim Tagesheiligen geholfen haben. Oder es war mal wieder Astronomenglück.


18:00

Nach Abflauen des Interesses (auch die Autoparkschlange am Straßenrand, die ich mitverschuldet habe verschwindet wieder) bauen wir wieder ab.


19:00

Alle Sachen werden wieder ordnungsgemäß verstaut. Das Material hat sich wiederum ausgezeichnet bewährt.


22:00

Wir begießen den gelungenen Tag wieder im People’s. Bedauerlicherweise hat sich die Kellnerin Natalja beim Flambieren die Hand verbrannt. An dieser Stelle gute Besserung!

Anschließend packen. Nachtruhe ab Mitternacht.


Samstag, 2. August 2008

4:00 NST

Wir trinken noch die letzte Cola auf, machen noch einen Instant-Kaffee im Teekocher des Hotelzimmers und melden uns bei der Zimmerdame ab. Vor dem Hotel steht auch tatsächlich schon das Taxi, das uns Richtung Flughafen bringt.


5:00 NST

Sicherheitskontrolle und Check-In wie üblich. Dank unserer Umpackkünste hat nun auch kein Gepäckstück mehr Übergewicht, so dass es auch zu keinen Meckereien kommt. Vor uns stehen zwei völlig verwirrte Großbriten, denen nicht klar zu machen ist, dass sie für das falsche Flugzeug einchecken wollen. Der Flughafen ist an diesem Morgen natürlich auch noch ungewöhnlich voll. In der Wartehalle lese ich in der Zeitung, dass erstens das Kind der Sängerin Glu’koza (eigene Schreibweise) von einem süchtigen bedroht wird, und das andererseits Zar Nikolaus II. geklont werden soll. Dann können wir vielleicht unseren Kaiser Wilhelm wieder haben? Man muss froh sein, dass gewisse Personen rechtzeitig zum Benzinkanister greifen ließen, so dass der nicht mehr geklont werden kann.


6:45 NST

Planmäßige Abflugszeit unserer Maschine. Wiederum eine Boeing 767, diesmal steht über dem Ausgang „خروج. Nicht einmal das Gulf-Air Logo hat man aus der Unterhaltungsprojektion entfernt. Die Maschine muss dann auch noch ausgeladen werden, da sich zwei Personen nicht an Bord befinden, deren Gepäck in der Maschine ist. Wer das wohl war?


8:00 NST

Endlich Abflug der Maschine. Während des Fluges blinkt vor mir dauern der Stewardessruflampe auf. Offensichtlich eine Fehlfunktion. Ich komme mir vor wie in einer Flugzeugdisco. Die gereichten Makkaroni sind absolut geschmacksneutral.


10:00 MSK (ab jetzt alle Angaben in Moskauer Zeit)

Landung in Moskau. Problemlose Rückgabe des Gepäcks, auch wenn sie recht lange dauert. Mein Teleskopkoffer ist zur Abwechslung mal wieder am Sperrgepäck gelandet. Das wechselt immer mal wieder. Anschließend handeln wir den Taxifahrer von 3000 Rubel (100 €) auf 1500 Rubel runter. Es ist allerdings auch eine ziemlich lange Strecke.


12:00

Ankunft im Hotel Sevastopol. Ein Gebäude, das von massivem Artilleriebeschuss nur an Schönheit gewinnen kann! Der Kaiserbau in Troisdorf hatte jedenfalls mehr Flair. Die Dame am Eingang erklärt uns, wir wären in Novosibirsk nicht ordnungsgemäß registriert worden, uns fehle irgendein Zettel. Wir müssten ein Geldstrafe bezahlen, aber das bei der Polizei, und die sei da und da, wir sollte an der U-Bahn ein Taxi nehmen. (Die Kommunikation leidet sehr unter dem Dröhnen des Fersehers.) Tatsächlich finden wir auch zur Polizei, die sich nicht für zuständig erklärt, wir sollten wo anders hin. Als wir das endlich gefunden haben, ist dort natürlich zu, es ist ja auch Samstag. Nach einigen Telefonaten und Heck-Meck entschließen wir uns, im Hotel auf den Putz zu hauen. Wir erklären der erstaunten Dame, dass wir nicht bereit sind, unter der Moskva-Brücke zu schlafen. Irgendwann hat sie dann auch noch aufgegeben. Wie ich mittlerweile erfahren habe, hat sich das Registrierungsverfahren schon vor anderthalb Jahren geändert, aber wenn man immer nur laut Fernsehen schaut, kriegt man so was ja auch nicht mit.


15:00

Wir sind schon im Hotelzimmer. N.B. wir sind jetzt seit fünfzehn Stunden unterwegs gewesen


17:00

Wir fahren mit der Metro zum Arbat. Als wir aus der U-Bahn aussteigen, regnet es leider in Strömen, wie ich es selten erlebt habe. Wir retten uns in ein direkt gegenüberliegendes Lokal, wo wir endlich unser Mittagessen, das eigentlich keines mehr ist, einnehmen können.


19:00

Es regnet immer noch in starken Schauern. Mit durchnässten Hosenumschlägen schaffen wir es bis zum Manegenplatz. Offensichtlich scheint der Tagesheilige wohl wirklich nur für den Freitag zuständig gewesen zu sein. Dort besuchen wir nochmals die riesige Shoppingmeile, die praktisch die halbe Innenstadt unterminiert. 2002 waren wir bereits schon einmal dort. Leider ist das dortige Internetcafé nicht mehr vorhanden, vermutlich, weil mittlerweile sowieso jeder Internet hat. Anschließend gehen wir noch kurz über den Roten Platz, sonst hat man irgendwie auch nicht so richtig das Gefühl, in Moskau gewesen zu sein. Im GUM ist es mittlerweile auch recht ruhig geworden, die meisten Läden haben auch schon geschlossen. Vor dem Roten Platz kaufen wir noch eine siebenteilige Matroschka


21:00

Wir sind wieder auf dem Arbat. Wir beruhigen telefonisch die zu Hause gebliebenen, die sich doch einige Sorgen wegen unserer Registrierung gemacht haben. Auf dem Arbat finden wir zunächst einige Souvenirs und später auch einen McDonald's, der wohl einst der erste in der gesamten UdSSR gewesen ist. Am Neuen Arbat besteigen wir wieder die U-Bahn, in der sich mittlerweile auch die ersten Party-Heimkehrer befinden, was einigen auch durchaus anzumerken ist (über weiteres schweigt des Dichters Höflichkeit).


Sonntag, 3. August 2008

9:30

Wir begeben uns zum Frühstück, das wir nach Nachfrage sogar finden. Es ist sogar relativ ordentlich


10:30

Wir wollen aufbrechen. Die Etagendame, bei der man eigentlich den Schlüssel abgeben soll, ist ab jetzt nie mehr gesehen worden. Stattdessen hat sie uns einen Zettel hinterlassen, das man die 6. Etage aufsuchen soll, dort könne man den Schlüssel abgeben (natürlich auf Russisch, schön wenn man kann).


11:00

In der U-Bahn suchen wir erstmal im Reiseführer ein Ziel für unsere Tagesunternehmung. Da wir vor sechs Jahren schon einen großen Teil des „Pflichtprogrammes“ erledigt hatten und außerdem die Gefahr besteht, dass es von neuem regnet, beschließen wir, die „Neue Tretjakov-Galerie“ zu besuchen, die die Kunst des 20. Jahrhunderts beherbergt. Die Ausstellung ist tatsächlich sehenswert. Interessanterweise hängen dort allerdings nicht die Kunstwerke von den Künstlern, die man landläufig mit der russischen bzw. sowjetischen Kunst des 20. Jh. in Verbindung bringen würde (Kandinsky & Co.), aber dafür sehr interessante, teils auch sehr kritische Kunstwerke der Vor- und Nachwendezeit bis zur Gegenwart. Im Lokal nehmen wir dann noch zwei „Kinderportionen“ an Nudeln ein.


15:00

Wir fahren etwas mit der U-Bahn rum, da es schon wieder angefangen hat zu regnen. Als sich der Regen legt, können wir endlich die wieder aufgebaute Kathedrale ansehen, allerdings nur von außen, da innen Gottesdienst ist.


17:00

Kaffeetrinken am Arbat


18:00

Wir gehen zum Novij Arbat. Im Dom Knigi versorge ich mich noch mit Russischlernmaterialen


20:00

Original italienisches Abendessen am Arbat, was uns für das mickrige Mittagessen entschädigt


23:00

Wir sind wieder am Hotel angekommen und bereiten uns darauf vor, am nächsten Morgen endlich alles mit der Registrierung in Ordnung zu bringen.


Montag, 4.8.2008


8:00 MSK

Diesmal frühes Frühstück, da wir uns bis spätestens 9 Uhr an der Rezeption gemeldet haben sollen. Dort soll die Frau warten, die uns zur Registrierungsbehörde mitnimmt.

Das Frühstück ist um 8:00 natürlich noch nicht aufgebaut, stattdessen liegt der Kellner noch etwas im Restaurant rum. Irgendwann setzt er sich in Bewegung. Kaffee gäbe es nicht, meint er. Mir ist nach der Aufregung des Wochenendes Tee sowieso lieber. Auf Nachfrage hat er dann aber doch noch Nescafé geholt.


8:55

Das Hotelpersonal spielt mit uns Katz und Maus. Angeblich ist jetzt gar keine Schlüsselfrau mehr zuständig. Ich vermute in diesem Augenblick, dass das forciert ist, um die 5000 Rubel einbehalten zu können, die wir dem Hotel als Strafen-Pfand da lassen mussten.


9:00

Wir haben uns aufgeteilt, und so bin ich doch pünktlich an der Rezeption. Ätsch! Ich erkundige mich lieber erstmal in Englisch, was denn Sache ist. Ich kriege aber mit, das über unsere Sache schon längst telefoniert wird. Nach 20 Minuten (mein Vater hat mittlerweile den Schlüssel doch abgeben können) schickt man uns mit 2000 Rubeln wieder weg, bis 12 Uhr wäre alles über die Bühne


10:00

Wir trinken am Arbat nochmal einen Kaffee. Übrigens haben wir erfahren, dass Solchenizin in der Nacht verstorben ist, wir waren quasi bei ihm.


12:00

Wir sind wieder am Hotel. Dort gibt man uns die restlichen 3000 Rubel wieder, da jetzt mit der Registrierung doch alles in Ordnung sei. Verstehe einer, wer will. Angeblich hat man mit der Behörde telefoniert.


13:00

Wir müssen bis 15 Uhr am Flughafen sein. Doch an der Rezeption kann man angeblich kein Taxi rufen. Wir beschließen eins an der Metro-Station zu suchen. Dort ist natürlich keines. Dann spricht uns eine jüngere Dame an, ob wir ein Taxi bräuchten. Sie ist bereit, uns für 2000 Rubel zum Flughafen zu fahren. Eigentlich soll man das ja nicht machen, weil man sonst ganz schlimm ausgeraubt und vergewaltigt würde, so kann man es in jedem Reiseführer lesen. Naja, was solls. Leider weiß sie den Weg nicht, ich sage ihn ihr aus dem Stadtplan an.


14:00

Wir sind am Flughafen. Bei Air Berlin klappt sogar der Check In, auch auf Deutsch. Auch die Ausreise ist schnell erledigt, natürlich wieder mit Sprengstoff-Schnüffelkabine etc. Mit der Registrierung scheinen sich dann wohl doch keine Probleme ergeben zu haben.


16:15 MSK

Abflug in Domodedovo, mit einem klein bisschen Verspätung. Im Flugzeug will man unserer Sitzreihe nichts zu trinken geben. Vielleicht hat die Dresdner Bank mit ihrer Bewertung... naja


18:00 MESZ

Landung in Düsseldorf-Lohausen


19:00

Wir sind schon durch die Einreisekontrolle in die EU. Heureka! Gut, dass man nicht auch noch einen Schalter für EU-Bürger gemacht hat, sonst wäre es ja glatt schnell gegangen. So werden vor uns noch alle Visa überprüft. Aber die gibt es ja billig beim Joschka.


19:20 MESZ

Abfahrt mit den Doppeldeckerwagen Richtung Köln. Wir werden wegen unseres Gepäcks natürlich mehrfach angepflaumt. Heimat, süße Heimat!


Übrigens: Die nächste Sonnenfinsternis in Novosibirsk findet wieder im Sommer statt! Nämlich am 31. Juli 2372